Schüsse von Schattendorf
Der Ausgleich von 1867 bewirkte den letzten verwaltungspolitischen Umbau der Habsburger Monarchie. 1870/71 wurde jene Bezirkseinteilung getroffen, die bis 1921 Bestand hatte. Schattendorf verblieb dabei im Bezirk Ödenburg. Seit 1898 durfte die Gemeinde nur mehr den vom Innenministerium in der Staatssprache festgelegten amtlichen Namen "Somfalva" führen. 1901 wurde in Schattendorf eine Pfeifenfabrik errichtet.
Im Sommer 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Bis zum Kriegsende im Herbst 1918 waren in Schattendorf 93 Gefallene zu beklagen. Nach dem Zerfall der Habsburger Monarchie stellte sich die Frage nach der künftigen Staatszugehörigkeit des deutsch-westungarischen Raumes. Während 1919 in Paris die Friedensverträge ausgehandelt wurden, übernahm ein Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat die Gemeindevertretung.
Deutschwestungarn, somit auch Schattendorf, wurde der neuen Republik Österreich zugesprochen; die endgültige Übergabe konnte aber, verzögert durch den Widerstand ungarischer Freischärler, erst Ende 1921 vollzogen werden. In dieser Anschlusszeit kam es auch zu Gefechten zwischen der österreichischen Gendarmerie und ungarischen Freischaren. Bei der nun folgenden Neueinteilung in politische Bezirke des Jahres 1922 wurde Schattendorf vorerst dem Bezirk Eisenstadt zugewiesen, bald darauf aber dem Bezirk Mattersburg zugeteilt.
Die Zwischenkriegszeit war von politischen Meinungsverschiedenheiten, die oft in Gehässigkeiten ausarteten, und wirtschaftlicher Not der Ortbevölkerung geprägt. Die tragischen Ereignisse des 30. Januar 1927, die als die sogenannten "Schüsse von Schattendorf" in die Geschichte eingingen, führten in der Folge zu den das demokratische Klima in Österreich vergiftenden Ereignissen, um den Justizpalastbrand und erweiterten die Kluft zwischen den späteren Bürgerkriegsparteien. An jenem schicksalhaften Tag kamen in Schattendorf zwei Menschen ums Leben.